Wenn Kinder mit Fremden mitgehen – meine Geschichte, wie sie alltäglich passieren kann
Wenn Kinder mit Fremden mitgehen – meine Geschichte, wie sie alltäglich passieren kann
Ich war acht Jahre alt. Jeden Nachmittag nach den Hausaufgaben waren wir Kinder verabredet – zum Spielen auf dem Spielplatz. Ich war an diesem Tag die erste und wartete auf meine Freunde. Währenddessen schnitzte ich zum Zeitvertreib mit einem Taschenmesser, das ich kurz vorher von einem Schulfreund geschenkt bekommen hatte, an einem Stück Ast herum.
Das war der Nachmittag, an dem „er“ vorbeigelaufen kam. Mein kindlicher Instinkt sagte mir gleich „dieser Mensch ist böse“. Leider bin ich nicht weggerannt…
Der erste Kontakt – ganz harmlos
Er sprach mich an und fragte mich, woher ich dieses Messer hätte. Ich antwortete ihm ehrlich, es sei ein Geschenk gewesen. Anschließend fragte er mich, ob ich noch Geschwister hätte und auch diese Frage beantwortete ich – mit Ja. In diesem Moment wendete sich ganz plötzlich das Blatt.
Die Freundlichkeit schlägt um in Drohungen
Aus seinen zunächst vordergründig interessierten Fragen wurden auf einmal heftige Beschuldigungen. Er behauptete, dass ich das Messer aus der Werkstatt seiner Eltern gestohlen hätte! Wenn ich nicht sofort mit ihm mitginge, würden meine Eltern angezeigt werden und ins Gefängnis kommen. Für meine Schwester und mich bliebe dann nur der Weg ins Heim.
Angst um die Familie und Angst um sich selbst
Dieser Mensch, der damals auch noch nicht sehr alt war, schätzungsweise 16 Jahre alt, hatte mich da, wo er mich haben wollte. Ich bin mitgegangen…
Er war mir in der Situation überlegen und hatte mich raffiniert mit einer dreisten Lügengeschichte unter Druck gesetzt und bedroht. Die Angst war so groß, dass ich das tat, was er verlangte.
Warum schweigen die Opfer oft lange?
Diese Erfahrung kostete mich sehr viel Vertrauen. Aus einer selbstständigen, lebensfrohen Schülerin war wieder ein kleines, hilflos ängstliches Mädchen geworden, das von ihren Eltern zur Schule gebracht und wieder abgeholt werden musste. Ich wollte, ja konnte sogar lange Zeit nicht mehr runter zum Spielen. Bei jeder Fremden Person, die mir entgegen kam, hatte ich Angst.
Natürlich bemerkten meine Eltern wie ich mich verändert hatte, doch ich wollte ihnen nichts erzählen. Ganz gleich wie sehr meine Mama versuchte, etwas aus mir herauszubringen, es funktionierte nicht.
Aus meiner heutigen Sicht war es noch zu früh, etwas zu erzählen, je mehr ich bedrängt wurde, umso mehr verschloss ich mich. Heute verstehe ich, dass es weniger die Angst um mich selbst war, sondern die Angst um meine Familie. Der „Täter“ bedrohte in meinen Augen vor allem meine Eltern! Ich fühlte mich verantwortlich dafür, dass sie nicht mit Gefängnis rechnen mussten, obgleich ich doch wusste, dass alles eine Lügengeschichte war.
Was kann ich als Elternteil tun?
Viele Kinder verschließen sich in einer vergleichbaren Situation zunächst und haben Angst vor den Konsequenzen, vor allem weil sie nicht wissen, welche Konsequenzen ihnen bevorstehen. (Mir war damals auch nicht klar, dass eine Gefängnisstrafe für meine Eltern eine völlig unrealistische Drohung war, dass meine Eltern die Polizei hätten einschalten können usw.)
Wichtig ist: Verstehen Sie das Schweigen nicht als Zeichen von mangelndem Vertrauen – ich vertraute meinen Eltern damals sehr. Geben Sie aber Ihren Kindern Zeit, wenn Sie Veränderungen bemerken, bedrängen Sie sie nicht.
Mögliche Anzeichen für eine Bedrohungssituation oder einen Missbrauch
Versuchen Sie, aufmerksam und sensibel zu sein und mögliche Anzeichen für eine Bedrohungssituation oder gar im schlimmsten Fall einen Kindesmissbrauchs wahrzunehmen:
– Das Kind meidet plötzlich bestimmte Orte und/oder Personen.
– Es zeigt Unlust oder vermeidet sogar, mit anderen Kindern zu spielen.
– Es wird ungewohnt aggressiv gegen sich selbst und/oder andere.
– Es verletzt sich selbst vorsätzlich.
– Es zieht viele Kleidungstücke übereinander an, trägt auf einmal viel zu große Kleidungsstücke, um sich unattraktiv zu machen, o. Ä.
– Als Mädchen schminkt es sich plötzlich auffällig und kleidet sich nicht altersgemäß körperbetont.
– Das Kind zeigt ein frühreifes Verhalten und übermäßige sexuelle Neugierde.
– Es macht anzügliche Bemerkungen, die bisher nicht seiner Art oder seinem altersgemäßen
Wortschatz entsprechen.
– Es spielt dem Alter unangemessene Spiele mit sexuellem Hintergrund.
– Es malt Bilder von Geschlechtsteilen oder Missbrauchssituationen, diese können auch verschlüsselt sein.
– Es exhibitioniert sich (versucht durch Bloßstellen der Genitalien, auf sich aufmerksam zu
machen).
– In der Schule machen sich plötzlich schwächere Leistungen bemerkbar.
– Es leidet unter Konzentrationsstörungen, chronischer Erschöpfung, extremer Müdigkeit.
– Es legt plötzlich ein ungewöhnliches Waschverhalten an den Tag, es hat das Gefühl der “Unreinheit” oder empfindet “ich bin schmutzig”.
– Es hat nachts Alpträume, schläft sehr unruhig und/oder wacht schreiend auf.
– Es nässt oder kotet sich plötzlich wieder ein.
– Es hat ohne erklärbare Ursache häufig Bauchschmerzen
Bitte beachten Sie immer, dass sämtliche Anzeichen für sich genommen auch ganz natürliche, normale Ursachen haben können – bleiben sie aufmerksam und sensibel im Kontakt mit dem Kind.
Quelle: http://www.projekt-kinderaugen.de/erkennen.html
Ich war acht Jahre alt. Jeden Nachmittag nach den Hausaufgaben waren wir Kinder verabredet – zum Spielen auf dem Spielplatz. Ich war an diesem Tag die erste und wartete auf meine Freunde. Währenddessen schnitzte ich zum Zeitvertreib mit einem Taschenmesser, das ich kurz vorher von einem Schulfreund geschenkt bekommen hatte, an einem Stück Ast herum.
Das war der Nachmittag, an dem „er“ vorbeigelaufen kam. Mein kindlicher Instinkt sagte mir gleich „dieser Mensch ist böse“. Leider bin ich nicht weggerannt…
Der erste Kontakt – ganz harmlos
Er sprach mich an und fragte mich, woher ich dieses Messer hätte. Ich antwortete ihm ehrlich, es sei ein Geschenk gewesen. Anschließend fragte er mich, ob ich noch Geschwister hätte und auch diese Frage beantwortete ich – mit Ja. In diesem Moment wendete sich ganz plötzlich das Blatt.
Die Freundlichkeit schlägt um in Drohungen
Aus seinen zunächst vordergründig interessierten Fragen wurden auf einmal heftige Beschuldigungen. Er behauptete, dass ich das Messer aus der Werkstatt seiner Eltern gestohlen hätte! Wenn ich nicht sofort mit ihm mitginge, würden meine Eltern angezeigt werden und ins Gefängnis kommen. Für meine Schwester und mich bliebe dann nur der Weg ins Heim.
Angst um die Familie und Angst um sich selbst
Dieser Mensch, der damals auch noch nicht sehr alt war, schätzungsweise 16 Jahre alt, hatte mich da, wo er mich haben wollte. Ich bin mitgegangen…
Er war mir in der Situation überlegen und hatte mich raffiniert mit einer dreisten Lügengeschichte unter Druck gesetzt und bedroht. Die Angst war so groß, dass ich das tat, was er verlangte.
Warum schweigen die Opfer oft lange?
Diese Erfahrung kostete mich sehr viel Vertrauen. Aus einer selbstständigen, lebensfrohen Schülerin war wieder ein kleines, hilflos ängstliches Mädchen geworden, das von ihren Eltern zur Schule gebracht und wieder abgeholt werden musste. Ich wollte, ja konnte sogar lange Zeit nicht mehr runter zum Spielen. Bei jeder Fremden Person, die mir entgegen kam, hatte ich Angst.
Natürlich bemerkten meine Eltern wie ich mich verändert hatte, doch ich wollte ihnen nichts erzählen. Ganz gleich wie sehr meine Mama versuchte, etwas aus mir herauszubringen, es funktionierte nicht.
Aus meiner heutigen Sicht war es noch zu früh, etwas zu erzählen, je mehr ich bedrängt wurde, umso mehr verschloss ich mich. Heute verstehe ich, dass es weniger die Angst um mich selbst war, sondern die Angst um meine Familie. Der „Täter“ bedrohte in meinen Augen vor allem meine Eltern! Ich fühlte mich verantwortlich dafür, dass sie nicht mit Gefängnis rechnen mussten, obgleich ich doch wusste, dass alles eine Lügengeschichte war.
Was kann ich als Elternteil tun?
Viele Kinder verschließen sich in einer vergleichbaren Situation zunächst und haben Angst vor den Konsequenzen, vor allem weil sie nicht wissen, welche Konsequenzen ihnen bevorstehen. (Mir war damals auch nicht klar, dass eine Gefängnisstrafe für meine Eltern eine völlig unrealistische Drohung war, dass meine Eltern die Polizei hätten einschalten können usw.)
Wichtig ist: Verstehen Sie das Schweigen nicht als Zeichen von mangelndem Vertrauen – ich vertraute meinen Eltern damals sehr. Geben Sie aber Ihren Kindern Zeit, wenn Sie Veränderungen bemerken, bedrängen Sie sie nicht.
Mögliche Anzeichen für eine Bedrohungssituation oder einen Missbrauch
Versuchen Sie, aufmerksam und sensibel zu sein und mögliche Anzeichen für eine Bedrohungssituation oder gar im schlimmsten Fall einen Kindesmissbrauchs wahrzunehmen:
– Das Kind meidet plötzlich bestimmte Orte und/oder Personen.
– Es zeigt Unlust oder vermeidet sogar, mit anderen Kindern zu spielen.
– Es wird ungewohnt aggressiv gegen sich selbst und/oder andere.
– Es verletzt sich selbst vorsätzlich.
– Es zieht viele Kleidungstücke übereinander an, trägt auf einmal viel zu große Kleidungsstücke, um sich unattraktiv zu machen, o. Ä.
– Als Mädchen schminkt es sich plötzlich auffällig und kleidet sich nicht altersgemäß körperbetont.
– Das Kind zeigt ein frühreifes Verhalten und übermäßige sexuelle Neugierde.
– Es macht anzügliche Bemerkungen, die bisher nicht seiner Art oder seinem altersgemäßen
Wortschatz entsprechen.
– Es spielt dem Alter unangemessene Spiele mit sexuellem Hintergrund.
– Es malt Bilder von Geschlechtsteilen oder Missbrauchssituationen, diese können auch verschlüsselt sein.
– Es exhibitioniert sich (versucht durch Bloßstellen der Genitalien, auf sich aufmerksam zu
machen).
– In der Schule machen sich plötzlich schwächere Leistungen bemerkbar.
– Es leidet unter Konzentrationsstörungen, chronischer Erschöpfung, extremer Müdigkeit.
– Es legt plötzlich ein ungewöhnliches Waschverhalten an den Tag, es hat das Gefühl der “Unreinheit” oder empfindet “ich bin schmutzig”.
– Es hat nachts Alpträume, schläft sehr unruhig und/oder wacht schreiend auf.
– Es nässt oder kotet sich plötzlich wieder ein.
– Es hat ohne erklärbare Ursache häufig Bauchschmerzen
Bitte beachten Sie immer, dass sämtliche Anzeichen für sich genommen auch ganz natürliche, normale Ursachen haben können – bleiben sie aufmerksam und sensibel im Kontakt mit dem Kind.
Quelle: http://www.projekt-kinderaugen.de/erkennen.html