Montag, 22. September 2014

Wissenschaftliche Kinderpsychotherapie

Psychotherapie in einer  kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis wird vorwiegend in einem multimodalen kinderpsychologischen Programm durchgeführt.

Die multimodale Kindertherapie – eine nach den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen der psychotherapeutischen und psychologischen Forschung entwickelte Therapieform – sucht nach den besten Ansatzpunkten und Therapiemethoden für die jeweiligen Probleme eines Kindes oder Jugendlichen. Daneben ist auch die Behandlung nach konventioneller Richtlinienpsychotherapie möglich.

Zu einem multimodal kinderpsychotherapeutischen Behandlungsteam gehören Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, Psychologen und künstlerische Therapeuten wie Kunst- , Musik- und Tanztherapeuten.

Gegebenenfalls können Funktionstherapien wie Ergotherapie, Logopädie oder Lerntherapie zusätzlich verordnet oder angeregt werden. Mit diesem gebündelten Know-how können geeignete Behandlungsmethoden und Settings für die Patienten individuell ausgewählt und miteinander verbunden werden.
Die fachärztliche Mitbehandlung innerhalb des multiprofessionellen Teams garantiert dabei eine erfahrene medizinische Abwägung der in Frage kommenden Diagnosen und die fachliche Anwendung eines breiten Spektrums von Behandlungsmöglichkeiten. Neben der Behandlung mittels psychologischer, funktionstherapeutischer und psychotherapeutischer Techniken können im Bedarfsfall zusätzlich auch Medikamente verordnet werden. So kann jeder Patient eine optimal individuell abgestimmte und auf mehreren Ebenen wirkende Behandlung erhalten:
  1. Im einzeltherapeutischen Setting arbeitet das Kind oder der Jugendliche mit einem festen Therapeuten. Arbeitsthemen können Tests, Gespräche, Übungen, Rollenspiele oder künstlerische Ausdrucksarbeit sein.
  2. Im Gruppensetting werden therapeutische Techniken in einer Gruppe von mehreren Kindern angewandt. Die Resonanz der Gleichaltrigen setzt verstärkt therapeutische Prozesse in Gang.
  3. Im familientherapeutischen Setting steht die wechselseitige Beziehung (Interaktion) zwischen den Familienmitgliedern im Blick. Psychoedukation, d.h. das Fördern des Verstehens der Ursachen der zu behandelnden Probleme und der daraus abgeleiteten Therapiemaßnahmen, hat zum Ziel den Umgang mit dem eigenen Problemverhalten zu verbessern.
Ein wichtiger Grundsatz der modernen Kindertherapie ist es, die Autonomie des Kindes zu stärken. Alle Therapievorschläge sollten in der Praxis daher eng mit dem Kind und seinen Eltern abgestimmt werden. Denn nur wenn alle Beteiligten von der Richtigkeit der empfohlenen Maßnahmen überzeugt sind, kann die Therapie ihre volle Wirksamkeit entfalten.
imagesDies betrifft auch den Einsatz von Medikamenten, welcher immer von psychotherapeutischen Massnahmen begleitet werden sollte. Viele Studien belegen, dass eine Behandlung mit Medikamenten die Wirkung der psychotherapeutischen Maßnahmen oftmals deutlich verstärken kann. Selbstverständlich wird die Kindertherapie in der Regel ohne Medikamente durchgeführt, insbesondere wenn diese nicht notwendig sind oder der Patient diese ablehnt. Aber auch wenn die Indikation für eine Medikation ärztlich gesehen wird sollt Als Kinder- und Jugendpsychiater und -psychothere dies nur ein Angebot darstellen und keinesfalls erzwungen werden. Die Aufgabe von Therapeuten ist es Behandlungsangebote zu machen und Wege zu finden, um an der bestehenden Problematik weiter zu arbeiten und das Ziel der Normalisierung im Auge zu behalten, auch wenn Widerstände auftreten.
Optimale Ergebnisse werden vor allem dann erreicht, wenn die Behandlung mit ihren verschiedenen Behandlungsmodulen, also im wesentlichen Einzeltherapie, Gruppentherapie, Familientherapie und mögliche Verordnungen, ausreichend lange wirken können. Probleme, die sich über eine lange Zeit entwickelt haben brauchen normalerweise auch eine längere Zeit bis sie überwunden werden können und der weiteren gesunden Entwicklung nicht mehr im Wege stehen. So wird im Verlauf von etwa drei bis fünf Jahren in vielen Fällen eine weitgehende Stablilisierung der Problematik erreicht, so dass keine weitere Notwendigkeit zur Behandlung mehr besteht.

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